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Prof. Dr. Kurt Singer

Wenn Lehrer Schüler seelisch verletzen
Für den achtsamen Umgang mit Kindern in der Schule –
Wie können Eltern helfen?

Gewalt in der Schule - Nur durch Schüler, oder auch durch Lehrer?

Bei „Gewalt an Schulen” denkt jeder an Gewalt, die von Schülern ausgeht. Das überrascht; denn die Jugendlichen berichten, sie erlebten öfter gewaltsames Lehrerverhalten als Angriffe von Mitschülern. Verletzende Lehrer demütigen Kinder, stellen sie bloß, beleidigen, beschimpfen oder ignorieren sie. Schüler werden angeschrieen, verspottet, für dumm befunden. Meist hüllen Eltern, Lehrerkollegen und Schulbehörden das unpädagogische Handeln von „Einzelfällen“ in Schweigen. Es ist tabu, über verletzende Lehrer offen zu diskutieren. Ich schreibe hier nicht verallgemeinernd über die Lehrer, sondern über den Macht-Missbrauch einzelner, der ungezählte junge Menschen belastet. Er stört das Lernen und wirkt wie ein Krankheitserreger in das Schulsystem hinein. Eltern könnten seelische Verletzungen verhindern, wenn sie sich mit moralischer Empfindsamkeit und sozialem Mut auf die Seite wehrloser Kinder stellten.

Benjamin: Die Schule ist ein Psycho-Krieg - Macht-Missbrauch eines Lehrers

Der Wecker läutet. Es ist ein widerlicher Klang. Es klingt nach Mathematik. Voraussichtlich nach Note 6... Lehrer Falkenstein sagt, er sehe für meine Zukunft schwarz... Ich wäre einfach zu blöd... In letzter Zeit nimmt er mich häufig dran. Weil er weiß, dass ich nichts verstehe. Das befriedigt ihn irgendwie. An einem ganz normalen Ausfragetag sucht Falkenstein mit stechendem Blick ein Opfer... Der Schweiß läuft mir über die Stirn. Ich will nicht ausgefragt werden. Warum sagt er nicht gleich, wer drankommt? Warum trägt er mir nicht gleich einen Sechser ein?... Warum muss er mich quälen? Ich hasse es, vor der Klasse zu rechnen. Ich blamiere mich immer. Falkenstein stellt richtig gemeine Fragen.

Ich zittere. Weiß gar nichts mehr, die wenigen gespeicherten Brocken sind der Aufregung zum Opfer gefallen... Mein Magen bläht sich auf. Gänsehaut huscht über meinen Körper. Ich komme dran. Es muss ja so sein. Falkenstein sagt mit tiefer kräftiger Stimme: „Lebert, so zeigen Sie uns, wofür ich so lang’ geredet habe.“... Ich hasse es, wie er „Lebert“ sagt. So, als wolle er mich erschießen. Als brächte er mich zum Galgen... Wie in Trance erhebe ich mich zur Tafel... Warum stehe ich eigentlich hier?... Male ein Zeichen. Zwei... Falkenstein ist nicht zufrieden. Er entlässt mich auf meinen Platz. Nach dem Unterricht sagt er: „Das mit deinem Abschluss kannst du vergessen... Wie ich es sehe, müssen wir froh sein, wenn das Kultusministerium für dich keine Note 8 einführt.“ Er grinst ein großes, breites Grinsen. Die Schule ist ein Psycho-Krieg. (Benjamin Lebert).

Die heimliche Gewalt wird nicht geahndet – „Schwarze Schafe gibt es überall”

Dieser Satz geht mitleidlos darüber hinweg, dass kränkende Lehrer menschliches Leben verletzen. Mit Falkensteins Abfrage-Folter bricht ungehindert Gewalt durch Worte über Jugendliche herein: nicht versteckt, sondern öffentlich. Die heimliche Gewalt verbirgt sich im Schweigen der Schulleitung, Lehrer und Eltern. Kein Ethiklehrer sagt dem zynischen Kollegen, dass dieser ethische Grenzen überschreitet: Wo doch Ethik der Bruch mit der Gleichgültigkeit ist, das Einer-für-den-Andern. Alle schauen weg. Schulbehörden lassen seelischen Verletzungen freien Lauf. Die Kinderfeindlichkeit gipfelt in dem Satz: „Das sind ja nur Einzelfälle.” Als bestünde die Achtung vor der Würde des Menschen nicht darin, die Persönlichkeitsrechte jedes Kindes zu schützen.

Lehrerinnen und Lehrer haben ein großes Gewicht. Das kann Kinder klein machen, aber auch groß machen: durch Anerkennung, Ermutigung, durch die helfende Beziehung. Manches Gymnasium trägt den Namen Albert Einsteins. Respektieren die darin unterrichtenden Lehrer seine Worte? „Am schlimmsten ist es, wenn die Schule mit den Mitteln von Furcht, Zwang und künstlicher Autorität arbeitet. Solche Behandlung vernichtet das gesunde Lebensgefühl, die Aufrichtigkeit und das Selbstvertrauen. Sie erzeugt den unterwürfigen Untertan. Es ist einfach, die Schule von diesem Schlimmsten aller Übel frei zu halten: Man gibt dem Lehrer möglichst wenig Zwangsmittel in die Hand. Dann ist die einzige Quelle des Respekts der Schüler vor dem Lehrer dessen menschliche und intellektuelle Qualität.” Üblich ist oft das Gegenteil: Lehrer erhalten Zwangsmittel in die Hand, die das schlimmste aller Mittel schüren: die Angst.

„Schlimm ist, wenn er mich blamiert” - Klagen über würdelose Behandlung

Kinder klagen weniger über die Schule, als über Lehrerinnen und Lehrer, die ihnen das Lernen und Leben schwer machen. Diese lachen Kinder aus, lassen sie an Prüfungsfragen „hängen”, bedrohen und disziplinieren sie mit schlechten Zensuren. Sie lesen ohne Einverständnis der Jugendlichen missglückte Arbeiten vor, erniedrigen sie, indem sie Schwächen öffentlich darstellen. Uneinfühlsame Lehrer rufen Schüler auch dann auf, wenn diese sich nicht zu Wort melden und wenn klar ist, dass sie keine Antwort wissen und beschämt werden. Sie erschrecken Kinder mit unangesagten Proben, stellen „Fangfragen”, kreiden vorwiegend Fehler an und erkennen nicht an, was geglückt ist. Kränkende Lehrer entwerten die Schwachen bei Misserfolg, statt ihnen zu helfen, wenn sie sich schwer tun. In Einzelfällen verletzen Lehrer Kinder so schwer, dass sie seelisch oder psychosomatisch erkranken - und alle lassen das geschehen. Viele Eltern, denen doch an ihren Kindern liegt, geben ihre Fürsorge an der Klassenzimmertüre ab.

Keinesfalls verallgemeinere ich Einzelbeispiele verletzenden Lehrerverhaltens. Ich war selbst Lehrer und arbeite seit Jahrzehnten mit Lehrerinnen und Lehrern in Supervisions-Gruppen und Einzelberatung; mit Respekt begleite ich ihr Engagement. Die Demütigenden unter Lehrern sind der Rede wert, weil es sich um viele Kinder handelt, die durch die Destruktivität weniger Lehrer seelisch Schaden nehmen. Was zum Beispiel frisch ins Gymnasium übergetretenen Zehnjährigen bei manchen Lehrern an Entmutigung widerfährt, ist deprimierend. Nach dem „Prinzip Abschreckung” hagelt es Fünfen auf die ersten Extemporalien ihres Kinderlebens. Als rotes Schlachtfeld bekommen die Schüler bei solchen Studienräten ihre Arbeit zurück, mit der „korrekten” schlechten Note. Diese Schockbehandlung ist eine fürchterliche „Gerechtigkeit”. Aber weder Eltern noch Lehrerkollegen schreiten gegen den lernpsychologischen Widersinn und das pädagogische Unrecht ein.

„Worte können sein wie winzige Arsendosen” - Sebastians Verzweiflung

Sebastian fühlte sich von der geringschätzigen Frage verfolgt: „Was hast du denn auf dem Gymnasium zu suchen?” - Solch ausstoßende Worte drohen Kindern mit dem Verlust der Zugehörigkeit; sie wirken wie Gift: „Gift, das du unbewusst eintrinkst und das seine Wirkung tut”, schreibt der Philosoph Victor Klemperer: „Sprache kann aus giftigen Elementen gebildet oder zu Trägern von Giftstoffen gemacht werden. Worte können sein wie winzige Arsendosen. Sie werden unbemerkt verschluckt, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.” Manche spüren lebenslang winzige „Arsendosen“, die ihnen verletzende Lehrer durch herabwürdigende Worte verabreichten.

Sebastian verlor allen Mut. Der Oberstudienrat liest bei jeder Aufsatzbesprechung mangelhafte Arbeiten vor, ohne die Jugendlichen um Erlaubnis zu bitten. Er sucht missglückte Sätze heraus und stellt Kinder namentlich bloß. Die Rückgabe der Arbeiten gleicht einem Schauprozess: sie geschieht in der Reihenfolge der Zensuren, begleitet von ironischen Lehrerkommentaren. Sebastian ist bevorzugter Sündenbock. Durch die psychische Quälerei lernen die Schüler nicht Aufsatzschreiben; sie lernen, wie man Menschen mit Schwächen rücksichtslos an den Pranger stellt. Dabei ist Schreiben auf Beziehung aufgebaut, ein Ausdrucksmittel, das sich an den Anderen richtet. Trotz der Erkenntnis, dass Kinder in ihrem sprachlichen Ausdruck durch das Angstklima mehr gehemmt als ermutigt und gefördert werden, will sich der Elternbeirat nicht in „unterrichtliche Angelegenheiten einmischen“ ; dabei handelt es sich um Verstöße gegen die Menschenrechte. Alle sind daran beteiligt, dass der Oberstudienrat die Grundrechte außer Kraft setzt. Denn, so Erich Kästner: „Am Unrecht ist nicht nur der schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.”

„Der Schüler ist zu sensibel“ – Oder der Lehrer unfähig zu fühlen?

Sebastian, bis dahin nie psychisch auffällig, schreckt wegen des verletzenden Lehrers nachts auf und fällt in eine depressive Stimmung. „Das Kind ist zu sensibel”, hieß es. Stößt die Schule feinfühlige Menschen aus? Ich lasse einige „Sensible” zu Wort kommen:

  • Michael: Die Schule war die schlimmste Zeit meines Lebens (Michael Ende).

  • Heinrich: Das Aufgerufenwerden war eine Zeremonie, vor der ich zitterte, meine ganze Schulzeit lang. Und ich schleppte all die Jahre die Fünf hinter mir her, wie ein Sträfling die schwere Kugel an seinen Füßen (Heinrich Böll).

  • Günter: Lehrergestalten hatten sich raumgreifend in meinen Träumen breitgemacht. Meine Schulzeit war prägend für mich. Narben blieben, die geheilt noch juckten. (Günter Grass).

  • Susanna: Für mich waren die Schuljahre die schlimmsten meines Lebens, wegen des ständigen Gefühls der Ohnmacht (Susanna Tamaro).

  • Thomas: Ich ging in die Schule wie zum Schafott. Zitternd ging ich hinein, weinend trat ich wieder heraus (Thomas Bernhard).

  • Hermann: Unsere Lehrer forderten Tugenden von uns, die sie selbst nicht hatten. An mir hat die Schule viel kaputt gemacht, mich herabgesetzt, erniedrigt (Hermann Hesse).

Was Eltern überlegen können

Wenn Sie sich als Eltern Ihrer eigenen Kindheit erinnern, können Sie sich leichter in Ihre Kinder einfühlen. Wer sich auf die Selbst-Wahrnehmung einlässt, bringt nicht den hartherzigen Satz über die Lippen: „Uns hat es auch nicht geschadet.”

  • Hatten Sie Erfahrungen mit seelisch verletzendem Lehrerverhalten? Erinnern Sie, wie es Ihnen als Schulkind ging, wenn Sie geängstigt, bloßgestellt, überfordert oder gedemütigt wurden?

  • Erinnern Sie Lehrerworte, die „wie Gift” in Ihnen nachwirkten: persönlich kränkende oder geringschätzige Bemerkungen? Haben Sie erlebt, wie es ist, blamiert oder mit Schwächen ausgelacht zu werden?

  • Von welchen Lehrern fühlten Sie sich durch zustimmende Bemerkungen aufgerichtet? Wie beeinflusste die Beziehung zu den Lehrern Ihren Lernwillen? Welche „guten Lehrerworte” haben Sie sich bewahrt?

Aus Daniels Kränkung wurde Krankheit - Eltern klagen die Straftat an

Mancher Macht-Missbrauch von Lehrern ist nicht nur pädagogisches Fehlverhalten, sondern Straftat: Beleidigung, Ehrverletzung, üble Nachrede, Verletzung der Menschenwürde. Der Bundestag beschloss Ende 2000 ein Gesetz, demzufolge gewaltfreie Erziehung Kinderrecht ist. Es verbietet „körperliche Bestrafung, seelische Verletzung und andere entwürdigende Maßnahmen”. Daniels Eltern duldeten nicht, dass ein Lehrer das Selbstwertgefühl ihres Kindes beschädigte. Sie nahmen den Jungen aus der Klasse und klagten vor Gericht; denn die Schulbehörde deckte den Lehrer. Dieser beleidigte den Neunjährigen wiederholt, verlas einen Spottbrief, der Daniel als „saudumm” verhöhnte, und gab den Jungen dem Gelächter der Klasse preis. Auf diese Kränkung hin nässte Daniel nachts ein. Der Körper reagierte auf die seelische Not durch das bloßstellende Lehrerverhalten mit „Weinen durch die Blase”.

Die Richterin lud Daniels Kinderarzt als Zeugen. Dieser wagte, das Tabu inhumanen Lehrerverhaltens anzutasten. Er wollte nicht nur das Symptom kurieren, sondern die leid-verursachende Schulbedingung aufdecken: die Kränkung, die Daniel krank machte, den ehrverletzenden Spott, der eine neurotische Reaktion auslöste. Das Gericht bestrafte den Lehrer wegen seines Verstoßes gegen das Grundgesetz mit 2.200 Mark Schmerzensgeld. Das ist milde; aber die Strafe verweist auf das Unrecht der Personverletzung durch einen Lehrer, der Kinder lächerlich macht.

Die gesellschaftliche Apathie gegenüber Schülern - Versäumte Lehrerbildung

Krank machende Schulumstände entstammen auch mangelnder psychologischer Lehrerkompetenz. Die gesellschaftliche Apathie gegenüber Kindern drückt sich drastisch in der versäumten Lehrerbildung aus. Man hält Schüler nicht für würdig, ihre Lehrer so auszubilden, dass sie unterrichten können. Lehrerfunktionäre, Politiker und Universität muten den Heranwachsenden Lehrer zu, die nicht lernten, wie man unterrichtet. Sie erfuhren während ihrer Ausbildung nicht, wie man sich mit Schülern auf Lernen einlässt, wie man eine lern-anregende Beziehung stiftet und wie man Konflikte bearbeitet. Für viele Schüler wird Lernen zur Qual, obwohl sie es so gern täten.

Lehrer erfahren in ihrer Ausbildung alles über Sachen, sie lernen nichts über Menschen. Kein Wunder, wenn sie dann Menschen wie Sachen behandeln. Das ist eine Ursache des Machtmissbrauchs von Lehrern; zumal Lehrer nicht zu pädagogischer Fortbildung verpflichtet werden. Durch die könnten sie lernen, die pädagogische Beziehung leistungsfördernd zu gestalten. Weil ihnen pädagogische Fähigkeiten fehlen, wenden sie Gewalt an. Dazu gehören überfallartige Kurzprüfungen, Bedrohung mit schlechten Noten, öffentliches Bekanntgeben von Zensuren, Strafen aus einem ministeriellen Strafkatalog, der die Schule als Strafanstalt erscheinen lässt. Hinzu kommt die amtlich verordnete Langeweile durch lebensferne Lerninhalte und die Überforderung der intellektuell weniger tüchtigen Kinder.

Staatlich verordnete Verletzung - Die „Notenschraube anziehen”

Achtloses Benehmen gegenüber Schülern ist auch in Schulstrukturen begründet. Es gibt wenig sadistische Lehrer. Aber stiftet es nicht zu seelischem Sadismus an, achtjährige Kinder mit Noten zu entmutigen? Die Entmutigung ist ministeriell verordnet, entgegen erziehungswissenschaftlicher Erkenntnis. Diese plädiert dafür, wenigstens in der Grundschule die Zensuren durch individuelle Lernberichte zu ersetzen. Die organisierte Lieblosigkeit trifft vor allem Schwache, als hätten die keine Würde zu verlieren, und als müssten sie nicht besonders unterstützt, statt entmutigt werden. Mit dem Instrument der Zensuren treiben macht-behauptende Lehrer Missbrauch. Sie scheuen sogar vor der Foltersprache nicht zurück: „Dann muss ich die Notenschraube anziehen.“

Auch andere Vorschriften begünstigen kind-feindliches Handeln:

  • die Diktatur der Prüfungen, unangesagten Proben und das überfallartige Abfragen jagen Kindern Angst ein;

  • das Ausleseprinzip unterwirft sie einem unerbittlichen Rivalitätsdruck;

  • der lernpsychologische Widersinn der Gleichschaltung überfordert viele: unterschiedliche Schüler zur gleichen Zeit, im gleichen Arbeitstempo, mit der gleichen Methode das Gleiche lernen zu lassen, missachtet die Individualität;

  • stundenlanges Still-sitzen-Müssen im Frontalunterricht behindert das existenzielle Bedürfnis nach Bewegung - auch der geistigen Eigenbewegung.

Seelischer Sadismus - Ein psychisch kranker Lehrer macht Kinder krank

Lehrer, die Kinder seelisch verletzen, tun das aus ihrer gestörte Entwicklung heraus. Das Lehrerschicksal wird dann, wie sich bei Herrn A. zeigte, zum Schülerschicksal. Dieser Lehrer war gefürchtet wegen seiner Destruktivität. Er „machte die Jugendlichen fertig”, gab ihnen seitenlange Strafaufgaben, traktierte sie trotz des Verbots körperlicher Strafe mit „Kopfnüssen”, erteilte täglich Verweise und Arrest. Schwache Kinder verhöhnte er, machte sich lustig über sie und stellte sie bloß. Der Lehrer „haute” den Schülern ihre Fünfen und Sechsen ins Heft, als würde es ihm, so meinte ein Schüler, Lust bereiten. Alle hatten Angst vor ihm, mehrere Jugendliche reagierten mit Bauchweh, Kopfschmerzen und Übelkeit, andere mit Nägelknabbern, Schulverweigern und gestörtem Lernen.

Es handelte sich um seelischen Sadismus: Der Lehrer demütigt Kinder vorsätzlich, verletzt sie bewusst, macht Schüler abhängig, übt Gewalt über sie aus, möchte sie unterwerfen. Ein sadistischer Mensch quält andere, weil er an einer „Verhärtung des Herzens” erkrankt ist. Er kann sich selbst nicht zur geliebten Person machen. Dieses Unvermögen gleicht er mit der zerstörerischen Leidenschaft aus, Macht über andere zu haben, sie leiden zu machen oder leiden zu sehen, sie zu beschämen oder zu erniedrigen. Dafür eignen sich wehrlose Kinder.

„Wie er mir, so ich Dir!” - Wieder-Inszenierung selbst erfahrenen Leides

Dieser sadistische Lehrer musste sich aus einem anderen Grund in Psychotherapie begeben. Dabei zeigte sich: Er behandelte die Heranwachsenden so gewalttätig, wie er selbst behandelt worden ist und praktizierte genau die Quälereien, die ihm in seiner Kindheit widerfuhren. Sein Vater - auch Lehrer - erstickte jede eigenständige Regung und forderte blinden Gehorsam. Er prügelte häufig und verbot bei den Strafaktionen dem Jungen das Weinen. Ein wiederkehrender Angsttraum des aggressiven Lehrers: „Ein Riese verfolgt mich; er fängt mich mit Expandern ein, fesselt mich und hängt mich an einen Baumast, an dem ich in panischer Furcht zapple.”

In seiner Ohnmacht erwuchs im Kind der unbewusste Wunsch, zu werden wie der gehasste Vater. Dann könnte er der Unterdrückung entgehen und selbst mächtig werden. Ohne dass er das erkannte, rächte sich Lehrer A. an schuldlosen Schülern für das ihm zugefügte Leid. Er wiederholte aktiv, was er vom peinigenden Vater passiv erleiden musste. Die neurotische Berufswahl solcher Lehrer - auch weniger gestörter - wird zum Unglück Hunderter oder Tausender von Schülern. Das wird möglich durch die Gleichgültigkeit von Lehrerkollegien, Schulbehörden, Eltern und Elternbeiräten. Sie stehen weder den Kindern bei, noch helfen sie dem schwierigen Kollegen. Wegen dieser moralischen Apathie erwächst für die „Verantwortlichen” kein zwingender Grund, Lehrer auf ihre charakterliche Eignung für den pädagogischen Umgang mit Kindern zu überprüfen. Psychologische Möglichkeiten solcher Eignungsfeststellung gäbe es, aber sie werden nicht wahrgenommen.

Persönliche Überlegungen für Eltern:

  • Lassen Sie sich von Ihrem Kind erzählen, wie es die Lehrer erlebt? Was es in der Schule freut oder bedrückt, interessant findet und neu gelernt hat, was es kritisiert und verändern möchte, wovor es Angst hat und was es mutig macht? Nehmen Sie seelische und psychosomatische Symptome wahr?

  • Berichten Ihnen Kinder manchmal Vorfälle aus dem Unterricht, in denen Lehrer gegen menschlichen Takt verstoßen? Etwa wenn Schüler geringschätzig, kränkend, ungerecht oder achtungslos behandelt werden? Nehmen Sie die Mitteilungen des Kindes ernst, ohne zu beschwichtigen?

  • Oder finden Sie es womöglich normal, wenn Sie als Mutter erleben, wie Kinder „schlecht gemacht”, übersehen, unfreundlich behandelt, beim Lernen mehr getadelt als unterstützt werden? „Teilen” Sie die Schulsorgen des Kindes, statt es allein zu lassen, etwa mit Bemerkungen wie „Das ist doch nicht so schlimm”, oder „Da musst du jetzt durch”?

  • Tauschen Sie sich mit anderen Schülereltern über das Problem seelisch verletzender Lehrer aus? Besprechen Sie Ihre Wünsche und Vorschläge in einer Eltern-Gruppe, die dann in die Schule hineinwirken könnte?

Ungleiche Situation und Verletzlichkeit der Kinder – Schutzbedürftigkeit

Das Schülerleid zu verstehen beginnt damit, sich als Eltern und Lehrer der eigenen Kindheit zu erinnern. Wer sich mit der Kraft der Erinnerung selbst besser wahr nimmt, wird fühlfähiger für die Kinder, die er erzieht. Den Erwachsenen geht dann nicht so leicht der für Kinder verhängnisvolle Satz über die Lippen: „Uns hat es auch nicht geschadet.” Wenn sich Eltern vor Augen halten, wie schädlich sich seelisch verletzende Lehrer auswirken, schauen sie nicht so leicht weg - womöglich mit der Ausrede: „Wenn ich mich einmische, muss es mein Kind büßen.” Nein: Die Kinder büßen vor allem, dass ihre Eltern sie vor respektlosem Lehrerverhalten zu wenig schützen.

In der ungleichen Situation zwischen Lehrern und Schülern steht die Macht des Lehrers der Ohnmacht des Kindes gegenüber. Im Gegensatz zu anderen Berufen haben Lehrer kein gleichwertiges Gegenüber, das sich wehren kann. Das verleitet manche dazu, die Macht zu missbrauchen. Wegen der seelischen Empfindsamkeit der Kinder ist die Verantwortung des Erziehers besonders groß. Lehrer treffen auf formbare junge Menschen, die jedem Eindruck zugänglich sind und deren Seelenleben verletzbar ist. Sie müssen deshalb der Verpflichtung eingedenk sein, behutsam mit den Kindern umzugehen und deren individuelle Möglichkeiten zu respektieren. Eltern sollten sich angesichts des Machtgefälles zwischen Lehrern und Schülern auf die Seite machtloser Kinder stellen.

Unpädagogischer Lehrer - Geängstigte Schüler – Schweigender Elternbeirat

Konflikte, die mit Macht-Missbrauch von Lehrern zusammenhängen, werden selten ausgetragen. Eigene Autoritätsängste und geringe seelische Empfindsamkeit hindern Schülereltern daran, ihre Kinder zu schützen. So beklagten sich zum Beispiel die Schüler mehrerer Klassen, weil ihr Deutschlehrer sie beleidige: „Wie blöd stellst du dich wieder an.” - „Du gehörst in die Sonderschule, nicht auf die Realschule.” - „Vielleicht lernst du chinesisch, für Deutsch bist zu dumm.” Sein gefürchtetes Abfragen nannten die Schüler „Abfrage-Folter”: Er suchte nicht nach dem Können, sondern nach dem, was die Schüler nicht wissen.

Bei Elternbeschwerden verteidigte sich der Lehrer: Auf der Realschule gehe es nicht so sanft zu wie in der Grundschule. Die Schüler wären ihm dankbar, wenn er sie hart hernähme. Er pries seine Unbarmherzigkeit als Wohltat. Die meisten Eltern schwiegen, obwohl sie erkannten: Unter Angstdruck ist es unmöglich, frei zu sprechen und unbefangen zu schreiben. Der Elternbeirat empörte sich lauthals über den Lehrer, weil er den Schülern die Freude am Lernen verleide. Aber die Elternvertreter wagten nicht, sich aktiv auf die Seite der Kinder zu stellen. Man wolle den Schulfrieden nicht stören - als ob nicht der Lehrer den Schulfrieden verletzte.

Matthias' Mutter riskiert den Konflikt und schützt den Jungen vor Demütigung

Sie sah sich im Elternbeirat allein gelassen, aber wollte jetzt für ihren Jungen eintreten, als ihn der Lehrer wegen seiner Langsamkeit verspottete: „Du Langweiler, hast wohl Stroh im Kopf?” - „Eine Schnecke ist eine Rakete, verglichen mit dir!” Das sollte lustig sein. Den Jungen verfolgten die Beleidigungen noch im Schlaf, und er klagte über Bauchweh: Der seelische Schmerz der Erniedrigung und Angst verwandelte sich in körperlichen Schmerz.

Matthias' Mutter fürchtete sich vor dem Lehrer. Aber sie ging mit ihrer Angst in die Sprechstunde, griff den Lehrer nicht an, sondern ließ sich erkennen: mit ihrem Kummer und der psychosomatischen Not des Jungen. Sie sagte, wie kränkend sie es finde, das Kind bloßzustellen und bat ihn, das nicht mehr zu tun. - Das Gespräch verlief anders, als die Mutter befürchtete. Zwar verteidigte sich der Lehrer: der Junge sähe das zu dramatisch und wäre überempfindlich. Vielleicht war es ihm aber doch peinlich, mit seinem unanständigen Benehmen konfrontiert zu werden, denn er demütigte Matthias nicht mehr.

Damit Schüler besser lernen können, bräuchten wir zivilcouragierte Eltern wie Frau M.. Sie müssten moralischen Einspruch erheben, wenn Lehrer gegen menschlichen Takt verstoßen.

Weshalb verlief der Konflikt produktiv? - Gewaltfreier Eltern-Einspruch

  • Die Mutter ließ den Jungen erzählen, hörte zu, nahm ihn ernst. Sie wiegelte nicht ab: „Du brauchst doch keine Angst zu haben” und sie überforderte den Jungen nicht mit dem Anspruch: „Das musst du eben aushalten.”

  • Sie fühlte sich in die Kinder ein, stellte sich deren hilflose Lage vor und spürte Mitleid: den eingeborenen Widerwillen, einen Mitmenschen leiden zu sehen. Diesem Widerwillen gab die Mutter nach; er stärkte ihren Mut zum Widerspruch.. Sie erkannte, dass hier menschliches Unrecht geschieht und war der Ansicht: Ich muss etwas tun, um es zu verhindern. Das gab ihr Kraft, für ihr Kind einzutreten.

  • Ihr sozialer Mut, einzuschreiten, war eine besondere Form der Zivilcourage. Ingeborg Bachmann nennt sie „Tapferkeit vor dem Freund”: der Mut, innerhalb der eigenen Gruppe, nämlich des Elternbeirats, den Widerspruch zu wagen. Sie musste die aus der Kindheit tief eingewurzelte Autoritätsangst überwinden.

  • Sie führte den Konflikt gewaltfrei: sie wurde nicht aggressiv, sondern ließ sich erkennen und gab auch dem Lehrer eine Chance.

  • Sie blieb in der Beziehung, indem sie den Oberstudienrat später wieder aufsuchte und ihm sagte, wie froh Matthias und sie seien, dass er den Jungen nicht mehr auslache.

  • „Gegen den kommst du nicht an”, meinten viele. „Da verbrennst du dir die Finger”, warnten andere. „Warum sollst gerade du dich in die Nesseln setzen?”, „Das hilft doch nichts, wir sitzen am kürzeren Hebel”, „Damit schaden Sie nur dem Jungen”... Frau M. ließ sich nicht einschüchtern und überwand ihre Konfliktscheu, um für das Gute einzutreten.

Wege der Konfliktbearbeitung - Eltern können helfen

  • Die verletzenden Situationen wahrnehmen. Kinder erzählen lassen, ihnen zuhören, ihren Kummer ernst nehmen. Die Vorfälle schriftlich festhalten.

  • Gespräche mit anderen Schülereltern: über deren Erfahrungen und Ansichten. Sich in Gruppen solidarisieren, um gemeinsam für Kinder einzutreten.

  • Elterngespräche mit dem schwierigen Lehrer, einzeln und in kleiner Gruppe. Sich begreiflich machen, die Schülernöte erkennen lassen, eigenen Wünsche vorbringen, statt den Lehrer anzugreifen und schuldig zu sprechen.

  • Gespräche der Eltern mit der Klassenlehrerin, mit aufgeschlossenen Kollegen, dem Verbindungslehrer (Vertrauenslehrer), mit Schulpsychologen und Beratungslehrer. Die unpädagogischen Situationen aufzeigen und um konkrete Hilfe bitten.

  • Einberufung einer Elternversammlung, die von sorgfältig vorbereiteten Elternvertretern gestaltet wird.

  • Gespräche der Eltern mit Schulleitung, Schulrat, Schulbehörden, Ministerium, auf der Grundlage schriftlicher Information über demütigendes, überforderndes, taktloses oder unterdrückendes Lehrerverhalten; Lösungsschritte erarbeiten.

  • Offene Gespräche in der Schulkonferenz; Bündnis für Veränderungen anstreben, gemeinsame Lösungen suchen. Pädagogische Hilfsangebote von Lehrerkollegen.

  • Konflikt-bearbeitende Gespräche der Schüler mit dem schwierigen Lehrer, zusammen mit einem Vertrauenslehrer. Vorschläge für Veränderungen.

  • Diskussion im Elternbeirat. Gespräche von Elternvertretern mit dem beklagten Lehrer, dem Klassenlehrer, der Schulleitung... Wichtig ist die genaue schriftliche Dokumentation der seelischen Verletzungen.

  • Öffentlichkeit herstellen mit Hilfe von Presse und anderen Medien, die auf die lernstörende Situation aufmerksam machen.

  • Dienstaufsichtsbeschwerde, gestützt durch Unterrichtsgesetz, Schulordnung, amtlichen Lehrplan, Beamtenrecht, Grundgesetz, Bürgerliches Gesetzbuch, Verfassung, Kinderkonvention der Vereinten Nationen.

  • Vom Petitionsrecht Gebrauch machen, sich schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen, die Abgeordneten und den Landtag wenden. Gerichtliches Vorgehen bei Verstößen gegen die Persönlichkeitsrechte.

Fragen für Eltern

  • Wie verhalten Sie sich, wenn die Kinder von pädagogisch unakzeptablem Lehrerverhalten berichten? Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und stellen sich auf seine Seite?

  • Kommt das Thema „Verletzendes Lehrerverhalten” im Elternbeirat zur Sprache? Wenn nicht: Könnten Sie das Tabu brechen und dazu anregen, Kinder vor angstmachenden Lehrern zu schützen?

  • Können Sie sich vorstellen, wegen einer verletzenden Situation mit dem Lehrer zu sprechen: ohne ihn anzugreifen und ihm zu sagen, wie unpädagogisch er ist, sondern: sich erkennen lassend mit Ihrem Besorgt-Sein, mit Ihrem eigenen Denken und Fühlen, mit der Not des Kindes und Ihrem deutlichen Wunsch, der Lehrer möge Ihr Kind menschlich behandeln?

Eine Lehrerin tritt mit sozialem Mut für Kinder ein

Schülerinnen ihrer vorhergehenden Klasse beklagten sich bei Frau D.: „Bitte helfen Sie uns. Die neue Lehrerin ist so streng, sie schreit die Schwachen an, gibt so viel Hausaufgaben, dass wir den ganzen Nachmittag daran sitzen müssen. Manche Kinder weinen, weil sie sich vor ihr fürchten...” Frau D. tröstete: die Lehrerin sei eben anders, sie würden sich daran gewöhnen und sollten selbst mit ihr reden. Das überforderte die Neunjährigen. Die Lehrerin merkte, wie sie versucht war, nicht nach ihrer Überzeugung zu handeln, sondern wegzuschauen: das Tabu wirkte. Ihre Schüler ermunterte sie zu Zivilcourage - und ihr fehlte selbst der Bürgermut?

Jetzt wollte sie mit ihrer Angst den Konflikt wagen und bat die Kollegin um ein Gespräch. Sie machte ihr keine Vorwürfe, sondern ließ sich erkennen mit dem Kummer der Kinder. Die Lehrerin verteidigte sich: Kinder würden lügen und seien zu empfindlich. Frau D. blieb bei ihrem Vorsatz, nicht persönlich anzugreifen, sondern alles zu versuchen, um im Gespräch zu bleiben. Dabei gelang ihr Ungewöhnliches. Sie schlug der Kollegin vor, sich mit ihr und der Klasse zusammenzusetzen, um zu hören, welche Ängste und Wünsche die Kinder haben.

Die gewalt-heilende Kraft des Zuhörens - Schüler ernst nehmen

Zögernd war die Lehrerin dazu bereit. Beide vereinbarten, den Kindern nur zuzuhören, keine Gegenrede zu führen. Das wurde ein bewegendes Kreisgespräch. Die Mädchen und Jungen brachten taktvoll vor, was sie bedrückte. Sie sprachen davon, wie sie es kränkt, wenn sie ausgelacht, wie sie sich schämen, wenn sie mit Misserfolgen bloßgestellt werden. Sie beklagten, wie schlimm es die Schwachen fänden, dass die Lehrerin eine Leistungs-Rangordnung aufstellte, nach der es zum Beispiel hieß: Monika ist die Dreiundzwanzigste von vierundzwanzig. Und sie brachten Wünsche vor: die Lehrerin möge ein persönliches Wort an sie richten, auch einmal lachen...

Alle berührte diese Art des Zuhörens, die hatte Folgen. Die Lehrerin konnte nicht ihren Charakter ändern. Aber vermutlich kam Scham in ihr auf; denn sie versuchte taktvoller zu sein, hob die diskriminierende Rangliste auf und kränkte die Kinder weniger. Sie blieb im Kontakt mit der helfenden Lehrerin, wohl erleichtert, nicht mehr nur Außenseiterin zu sein. Am Anfang dieser Verständigung stand das Zuhören. Frau D. brach das Tabu des destruktiven Lehrerverhaltens. Sie half den wehrlosen Kindern und lebte ihnen vor, wie man Konflikte gewaltfrei regelt. Aber sie half auch der gefürchteten Kollegin; und sie tat etwas für sich selbst: Sie wahrte ihr Lehrerinnen-Selbstbild. Solche Tabubrüche bräuchten wir hundertfach bei Lehrerkollegen, Schülereltern, Erziehungswissenschaftlern, Politikerinnen und Politiker. Dann könnten wir Schülerleid mildern und bessere Lernbedingungen schaffen. Was waren die Elemente der Konfliktbearbeitung?

Wichtige Schritte der Konfliktbearbeitung - „Sich rühren”

  • Hinsehen, statt wegschauen; nicht verleugnen, wie viel Unheil verbale Gewalt einzelner Lehrer anrichtet: Worte können verletzen, „Worte können töten”.

  • Zuhören: Schülern das Wort geben und sie ernst nehmen. Wer fühlen will, muss zuhören.

  • Wahrnehmen: Nicht beschwichtigen, sondern sich berühren lassen von dem, was Kinder an Schulnöten mitteilen.

  • Mitleid: Mitleiden ist unsere stärkste moralische Kraft; es rührt an das soziale Gewissen.

  • Sozialer Mut: Wenn Lehrer Kinder seelisch verletzen, mit Zivilcourage für Schüler eintreten und den Konflikt für mehr Menschlichkeit in der Schule eingehen.

  • Zusätzlich bedarf es des politischen Engagements aufgeklärter Bürger und Politiker, die „Politik als praktizierte Sittlichkeit” begreifen. Wir sollten uns für eine Humane Schule einmischen, denn, so Bertolt Brecht: „Das Vernünftige bricht sich nicht von selbst Bahn. Es setzt sich nur soviel Vernunft durch, wie die Vernünftigen durchsetzen. Besser als Gerührt-sein, ist, sich rühren.”

Tabus bei verletzendem Lehrerverhalten aufheben - Kinderpolitisch handeln

Überlegungen zu kinderfeindlichem Lehrerverhalten müssen auch in kinderpolitisches Handeln einfließen.

  • Die Tabuierung aufheben, die über unpädagogischem Lehrerverhalten liegt. Am Thema „Macht-Missbrauch von Lehrern” ein Problembewusstsein für Menschenrechte in der Schule schaffen.

  • Die Persönlichkeitsrechte des Schülers schützen. Wir müssen Grundgesetz, Gesetzgebung, Strafrecht und Kinderkonvention der Vereinten Nationen auf die Schule anwenden.

  • Mehr Demokratie in der Schule verringert die Inhumanität: Mitbeteiligung und Mitbestimmung von Schülern, Eltern und Lehrern.

  • Die Rechte der Schüler stärken. Kinder und Jugendliche sind fähig, demokratisch mitzusprechen: bei der Stoffauswahl, Unterrichtsmethode, und dem schulischen Zusammenleben.

  • Kindern das Recht auf Kritik an Lehrern und Schule einräumen. Sie müssen Gelegenheit haben, ihren „Arbeitsplatz” mitzubestimmen.

  • Die Rechte der Schülereltern stärken. Eltern sollen in allen Schulfragen verantwortlich mitentscheiden, die das Wohl ihrer Kinder betreffen.

  • Seelische Züchtigung verbieten. Bloßstellung, Beleidigung, Entwertung und achtungslose Behandlung von Kindern ist ebenso als Persönlichkeitsverletzung zu ahnden wie körperliche Züchtigung.

  • Für Kinder Möglichkeiten schaffen, seelischer Gewalt auszuweichen, zum Beispiel durch Lehrerwechsel.

  • Neutrale Instanzen für Schülerhilfe schaffen wie: Kontakttelefon, unabhängige Beratungsstellen, die den Kindern wirksam beistehen.

  • Den Schülerinnen und Schülern kostenlosen Rechtsschutz gewähren, wenn sie rechtswidrig behandelt werden.

  • Lebenslange Lehrerfortbildung, damit Lehrerinnen und Lehrer schüler-orientiert unterrichten lernen und konflikt-bearbeitend mit Jugendlichen umgehen können.

  • Durch Schülerbeauftragte - Ombudsfrau, Ombudsmann - eine Lobby für Schüler aufbauen. Sie wacht über die Einhaltung der Grundrechte von Schülern. Auch die Würde des Schülers muss unantastbar sein.

 

Benützte Literatur:

Benjamin Lebert: Crazy (KiWi)

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